Hamburg (dpa) - Von «Legende» bis «Kultfigur» - mit solchen Begriffen
würdigten deutsche und internationale Medien den im Alter von 85 Jahren
gestorbenen «Derrick»-Darsteller Horst Tappert.Bild vergrößernViele
niederländische Zeitungen erschienen mit Bildern von Tappert auf den
Titelseiten. Der Bericht von «de Volkskrant» begann so: «Harry braucht den
Wagen nicht mehr zu holen. Derrick ist tot.» In den Niederlanden hatte
Tappert auch in der Werbung Kultstatus, etwa für eine neue einheitliche
Polizeinotruf-Nummer. Auch in Italien und Norwegen, wo Tappert ein
Ferienhaus hatte und regelmäßig Urlaub machte, wurde in großer Aufmachung
über seinen Tod berichtet.In aller Breite würdigen die italienischen Medien
den «diskreten Charme des Herrn Derrick», den die Turiner «La Stampa» zum
berühmtesten Polizeibeamten der Welt erhebt. Tappert sei es gelungen, als
erster nach dem Krieg das Bild des «guten» Deutschen in die Welt zu tragen.
«Derrick ist tot», so beginnt, auf Deutsch, der Mailänder «Corriere della
Sera» eine ganze Seite über Horst Tappert: «Addio Derrick», er sei der
Inspektor mit dem müden Lächeln gewesen, die Antithese zu den
US-Leinwandhelden. Der römische «Messaggero» würdigt Tapperts weltweiten
Erfolg schon auf der ersten Seite: Derrick habe es verstanden, die
Fernsehzuschauer in der ganzen Welt zu vereinen.Auch Frankreich trauert um
Horst Tappert alias «Derrick». Zahlreiche französische Tageszeitungen
widmeten dem Schauspieler lange Beiträge. Deutschlands populärste
Krimiserie war im Februar 1986 zum ersten Mal über die Fernsehbildschirme
im Nachbarland geflimmert und hatte sich schnell zu einem Quotenrenner
entwickelt. Noch heute läuft «Derrick» täglich im Mittagsprogramm. In
Frankreich seien der Oberinspektor und sein Assistent Harry Klein oft auch
«Feuerwehrmänner» für -Sender mit Programmschwierigkeiten gewesen, schrieb
die Zeitung «Le Parisien» in ihrem Nachruf. Die Ermittler hätten den
Sendern stets Zuschauer garantiert. Rund 1,2 Millionen Franzosen sollen
auch heute noch jeden Tag dabei sein, wenn das Duo im Fernsehen auf
Verbrecherjagd geht.In Norwegen wurde Tapperts Tod in den Hauptnachrichten
vonund Rundfunk gemeldet, unterlegt mir der Titelmusik aus «Derrick». Die
Osloer Zeitung «Dagbladet» schreibt: «Derrick war immer ein Kontrast zu den
oberflächlichen amerikanischen Actionhelden.» Über viele Jahre galten die
stets am Freitag ausgestrahlten Krimis a ls populärer Glanzpunkt des
Wochenendprogrammes. «Derrick war ein Zuschauermagnet in Norwegen»,
berichtet die Nachrichtenagentur NTB.Die niederländische Zeitung «Allgemeen
Dagblad» kommentiert, als Oberinspektor Derrick habe Tappert
Fernsehgeschichte geschrieben und «dem deutschen Krimi international Format
und Anerkennung verschafft». «De Telegraaf» erinnert daran, dass seinerzeit
mehr als eine Viertelmillion Niederländer dasbaten, die «Derrick»-Serie
fortzusetzen. Viele Holländer stimmten nun darin überein, dass «ein echter
Held von uns gegangen ist».Auch die meisten österreichischen Zeitungen
bringen größere Nachrufe. «Der Standard» schreibt: «Horst Tappert machte
Derrick zur Legende - Einen sich und sein Spiel mehr zurücknehmenden
Serienermittler hat es nie gegeben.» - «Die Presse»: «Der Mann mit den
Glupschaugen, der Krankenkassenbrille und dem stoischen Wesen, der selten
lächelte, psychologisch und ohne Zynismus Verbrecher in die Falle lockte,
war einer der beliebtesten TV-Kommissare.» Der Schweizer «Blick» schreibt:
«Der große TV-Kommissar ist tot. Doch Derrick lebt für immer weiter.» Der
Züricher «Tages-Anzeiger»: «Ein Gentleman, anglophil, moralisch und modisch
tadellos, ist er geblieben.»«Das war ein trauriger Tag» sagte der Norweger
Bjørn Winther, früherer Nachbar Tapperts, über die Todesnachricht. Winther
hatte den Schauspieler 1990 bei den Knut-Hamsun-Tagen auf den Lofoten
kennengelernt. Tappert gefiel es dort so gut, dass er ein Ferienhaus in
direkter Nachbarschaft zu Winther kaufte und von nun an jedes Jahr drei bis
vier Wochen Sommerwochen nördlich vom Polarkreis machte. «Ein merkwürdiges
Gefühl, dass er jetzt nicht mehr kommen wird», sagte Winther, der mit
seinem deutschen Freund auch Kontakt hielt, als Tappert wegen Krankheit in
den letzten Lebensjahren nicht mehr nach Norwegen reisen konnte.In
Deutschland erschien kaum eine Zeitung ohne ein Bild Tapperts auf der
Titelseite. «Derrick»-Produzent Helmut Ringelmann (82) sagte der dpa zu
seinem Tode: «Horst war eine eigene Persönlichkeit in der Branche. Er war
ein hervorragender Schauspieler mit großer Wandlungsfähigkeit, der auch die
leisen Töne beherrschte.» Für «Bild»-Kolumnist Franz Josef Wagner stand
Derrick für «die Morde der 70er-/80er-Jahre»: «Es waren großartige Morde.
Eifersucht, Erbschleicherei, Gift.» Wagner bekannte «Sehnsucht nach den
guten, alten Morden und dem Oberinspektor Derrick».
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